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Ein Erfahrungsbericht: Wer von Euch einen Aufenthalt in der spanischen Großstadt Barcelona im Südosten des Landes plant und neben den reichhaltigen Sehenswürdigkeiten im Zentrum der Stadt auch mal eine Zeit im Grünen verbringen möchte, dem möchten wir mit unserem folgenden Erfahrungsbericht unsere Eindrücke aus dem Botanischen Garten Jardí Botànic und dem Park Güell mit auf den Weg geben. Die Aufnahmen für diesen Bericht entstanden Ende September und Anfang Oktober 2022.
Ein paar Informationen zu Barcelona
Vermutlich haben die meisten von uns schon einmal einen Urlaub in Spanien verbracht, sei es auf dem Festland, auf Mallorca oder den Kanarischen Inseln. Besonders das warme und stabile Wetter lockt viele von uns in dieses Land. Auch die Reisezeit ist mit rund 2 Stunden per Flugzeug je nach Reiseziel äußerst überschaubar, weshalb ein Aufenthalt auch für einen kürzeren Zeitraum und nicht nur für einen Jahresurlaub in Betracht kommt.
Barcelona und speziell die direkt ans Mittelmeer grenzenden Regionen Spaniens bilden hier in gewisser Weise sogar noch eine Ausnahme, denn klimatisch gesehen zählen diese zu den wärmsten Gebieten in Spanien. Während unseres Aufenthalts haben wir an vielen Tagen bis zu 26°C gemessen. Die Wettervorhersage prognostizierte mehrfach Niederschläge und Gewitter – nichts davon ist eingetroffen. In diesem Sinne können wir Barcelona wettertechnisch als hervorragende Örtlichkeit bestätigen.
Barcelona ist die Hauptstadt von Katalonien und die zweitgrößte Stadt Spaniens nach Madrid. Die Stadt hat sich in den letzten Jahren zu einem wahren Touristenmagneten entwickelt. In der Hauptsaison von Mai bis Ende September ist die Stadt im wahrsten Sinne des Wortes „überbevölkert“. Besonders auf den Hauptstraßen wie La Rambla kann man dies sehr deutlich sehen. Selbst während unseres Besuchs war auf dieser Straße extrem viel Betrieb. Wie es dort zur Hochsaison aussehen mag, kann man sich kaum vorstellen.
Nach aktuellem Stand zählt Barcelona Stadt heute 1,63 Millionen Einwohner, der Großraum Barcelona erreicht nahezu 5,7 Mio Einwohner.
Der Botanische Garten „Jardí Botànic“
Der erste Stopp auf unserer Reise war der Botanische Garten Jardí Botànic, der sich auf einer Anhöhe im südlichen Teil der Stadt in direkter Nähe zum Frachthafen befindet. Weitere bekannte Sehenswürdigkeiten in der Nähe sind der Cementiri de Montjuïc (städtischer Friedhof) und das Castell de Montjuïc (historische Befestigungsanlage). Die Verbindungen mit öffentlichem Verkehr sind generell in Barcelona gut ausgebaut und von den Kosten her erschwinglich. Vom Stadtzentrum aus dauert die Fahrt mit dem Bus etwas mehr als eine halbe Stunde. Der Bus ist auch empfehlenswert, da Ihr so auch noch etwas von der Stadt mit ihren Randbezirken zu sehen bekommt.
Um es vorweg zu sagen: größer könnten die Unterschiede zwischen den beiden Attraktionen nicht sein. Auch wenn beide Parks klar die Natur in den Vordergrund stellen, so ist der Botanische Garten wie auch der gesamte Bezirk aktuell weitestgehend von den Massen an Touristen verschont, ganz im Gegensatz zum Park Güell. Allein aus diesem Grund ist er schon eine willkommene Abwechslung, wenn man dem Gedränge in der Innenstadt mal eine Zeit lang entgehen möchte. So konnten wir denn auch den kurzen Fußweg von der Busstation bis zum Garten entspannt zurücklegen. Unser Weg führte am Olympiastadion vorbei und hat an diversen Stellen schon einen guten Blick über die Stadt ermöglicht. Doch im Botanischen Garten wird man mit einem absolut fantastischen Ausblick belohnt (mehr dazu weiter unten).
Der Park selbst ist in mehrere Regionen unterteilt, die die unterschiedliche mediterranen Vegetationen von mehreren Kontinenten zeigen. Über die Rundwege können folgende Zonen erkundet werden:
- Südliches Australien
- Kalifornen
- Südafrika
- Chile
- Mittelmeer + Kanarische Inseln
Global gesehen stellt die Region des Mittelmeeres die größte Zone dar, gefolgt vom südlichen Australien. Chile besitzt lediglich einen schmalen mediterranen Küstenstreifen direkt am Pazifik und in Kalifornien sind oftmals starke Unterschiede in Klima und Vegetation vorzufinden. Südafrika schließlich stellt flächenmäßig die kleinste mediterrane Zone.
Über mehrere Hauptwege und kleine verwinkelte Pfade könnt Ihr die unterschiedlichen Zonen erkunden und die typische mediterrane Vegetation der Kontinente kennenlernen. Besonders für Kinder sind die vielen labyrinthartigen Wege ein einmaliges Erlebnis (und später auch für die Eltern, wenn die Kleinen müde sind). Vor den Pflanzen im Boden befinden sich kleine Hinweisschilder, die Auskunft über die Pflanzenart und ihre Verbreitung geben. Aufgelockert wird der Rundweg durch mehrere Rastplätze und Sitzmöglichkeiten, allesamt auf ihre Art mit hervorragendem Ausblick.
Für Naturbegeisterte bietet der Garten eine hervorragende kompakte Darstellung der Vegetationen in einer ansprechenden und abwechslungsreichen Umgebung. Obendrein gibt es viel zu lernen und die Möglichkeit, sein Wissen über Büsche und Bäume der mediterranen Zone zu erweitern und zu vertiefen. Alles in Allem also eine hervorragende Kombination aus Bildung und Freizeit, gepaart mit einer guten Atmosphäre vor schöner Kulisse.
Man kann dem Botanischen Garten anmerken, dass er mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail angelegt und bewirtschaftet wird. Einiges befindet sich noch im Aufbau, wie beispielsweise die Zone Kalifornien. Dies ändert jedoch nichts daran, dass Ihr in diesem Bereich die besten Fotos, Panoramas und Videos aufnehmen könnt. Wurde der Botanische Garten selbst schon auf einer Anhöhe angelegt, so liegt diese Zone zusätzlich auf dem höchsten Punkt des Gartens. Von hier aus habt Ihr eine hervorragende Sicht in den Talkessel und auf die umliegenden Höhenzüge. Der direkte Blick fällt auf das Mittelmeer.
Der Eintritt in den Botanischen Garten ist für überschaubare 3,50 EUR pro Person zu haben, bis 25 Jahre ermäßigt für 1,70 EUR. Freien Eintritt gibt es mit der Barcelona Card, an jedem ersten Sonntag eines Monats sowie generell sonntags ab 15:00h.
Der Park Güell und Antoni Gaudí
Wem der Botanische Garten aufgrund unserer Schilderungen zu ruhig ist und nicht genug Andrang verspricht, für den könnte der Park Güell genau das richtige sein. Dieser befindet sich im Norden der Stadt, etwa 3 Kilometer vom Zentrum entfernt. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Park fährt, sollte zusätzlich ein paar Minuten anspruchsvollen Laufweg einplanen, da der Park in einem recht hügeligen Gelände angelegt wurde. Der Weg hinauf kann für den Ein oder Anderen etwas anstrengend sein.
Von Antoni Gaudí (einem Architekten des 19. Jahrhunderts) in Anlehnung an englische Gärten geplant, versuchte er bei den Bauarbeiten des Parks weitestgehend umweltschonende Maßnahmen anzuwenden, Natur und Architektur im Einklang miteinander zu gestalten, sowie die natürlichen Gegebenheiten des Areals weitestgehend zu erhalten. Allerdings konnte der ursprüngliche Gedanke einer Gartenstadt mit einer Vielzahl von Villen aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt werden, wodurch schlussendlich nur drei Häuser gebaut wurden, die sich auch heute noch im Park befinden. Diese sind bei der Größe des Parks und den natürlichen Gegebenheiten jedoch nicht dominierend und fallen optisch kaum ins Gewicht.
Für viele Besucher ist der Hauptanziehungspunkt die große Terrasse im Zentrum des Parks. Ein großer Platz, umgeben von Palmen und getragen von großen, mächtigen Säulen. Den gesamten Rand säumt eine durchgängige, geschwungene Sitzbank, die vollständig mit Keramiksteinen besetzt ist. Als Materialen dafür wurde Bruch der Keramikfabriken verwendet.
Generell fügt sich die übrige Architektur hervorragend in die natürliche Umgebung ein. Wir haben nie den Eindruck gehabt, dass eines von Beidem in dem Park fehl am Platz ist. Einerseits säumt die Natur die Gehwege, anderseits sind die Gehwege oftmals nicht gepflastert und fügen sich nahtlos in die Natur ein. Gaudí hat es vollbracht, Natur und Architektur in Einklang zu bringen, ohne dass Eines davon störend wirkt.
Einige Konstruktionen weisen optisch einen römischen Charakter auf, wie zum Beispiel die Kleine und die Große Brücke oder die Wände, an denen Pflanzen herunterwachsen und es den Anschein hat, als ob sich die Natur ihren ursprünglichen Lebensraum zurückholt.
Im Gegensatz zum Botanischen Garten liegt der Fokus des Park Güell jedoch nicht auf einem Lerneffekt für Botanik. Hier wird vielmehr die Symbiose zwischen Architektur und Natur gelebt und in den Vordergrund gerückt.
Preislich gesehen ist der Park Güell deutlich teurer als der Botanische Garten, dennoch unserer Meinung nach für eine Touristenattraktion zu einem fairen Preis zu haben. Der Eintritt wird aktuell mit 13 EUR veranschlagt, Kinder von 7-12 Jahren sowie Senioren ab 65+ zahlen 9,50 EUR. Für einen Besuch empfehlen wir Euch die Buchung von Online-Tickets im Vorfeld, auch wenn Ihr Euch damit auf ein mehr oder weniger fixes Zeitfenster festlegt. Ein paar Minuten Wartezeit am Eingang solltet Ihr zusätzlich einplanen.
Fazit
Wer einen Aufenthalt in Barcelona plant, sich für Natur und Botanik interessiert oder einfach mal etwas Zeit abseits von Menschenmassen genießen möchte, dem empfehlen wir eindeutig den Botanischen Garten. In ruhiger Umgebung und ohne großes Gedränge kann hier die mediterrane Welt der Kontinente bestaunt werden. Ein schönes Panorama der Stadt und einige ruhige Plätze zum Verweilen runden einen gelungenen Tag im Botanischen Garten ab. Wer es etwas belebter mag und die Verbindung zwischen Natur und Architektur sucht, der ist in Gaudí’s Park Güell gut aufgehoben und kann dort die Arbeiten des Architekten bewundern. Zugegeben steckt dort viel Liebe im Detail und man kann sich kaum vorstellen, wie viel Zeit und Arbeit in die einzelnen Stücke investiert wurde.
Beide Orte haben ihren Reiz und sprechen mitunter unterschiedliche Zielgruppen an. Ggf. bietet es sich auch an, genau wie wir beide Attraktionen zu besuchen, um sich ein eigenes Bild von den Pros und Contras machen zu können. Die Schwerpunkte der Parks sind verschieden, doch eines ist Beiden gemein: sie sind wundervolle Orte, um Natur und Schönheit zu sehen und über sie zu staunen.
Hat Euch dieser Artikel gefallen? Wart Ihr selbst schon in Barcelona und habt eine der beiden Sehenswürdigkeiten besucht? Wie war Euer Eindruck? Schreibt uns Eure Erfahrungen in die Kommentare.