Die Jagd mit Pfeil und Bogen – Der Deutsche Bogenjagd Verband stellt sich vor

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Wer unseren Artikel zur Jagd und Hund 2023 gelesen hat, wird sicherlich auf den Deutschen Bogenjagd Verband e.V. aufmerksam geworden sein, der dort mit einem imposanten Stand samt Schießmöglichkeit vertreten war. Wir haben auf der Messe ein Interview mit Vertretern des Verbands geführt und waren sehr beeindruckt von der Verbandsarbeit und den hohen Standards der eingesetzten Ausrüstung.

Auch wenn die Bogenjagd in Deutschland derzeit noch nicht als weidgerechte Jagdart integriert ist, möchten wir dem Verein mit diesem Artikel die Möglichkeit geben, sich selbst und die Jagd mit Pfeil und Bogen allen interessierten Lesern detaillierter vorzustellen. Auch die Möglichkeit, sich in Deutschland nach international anerkannten Standards in der Bogenjagd ausbilden zu lassen, wird in diesem Artikel beschrieben.

Unser besonderer Dank für Text und Bild gilt Christian Heinz, der als Schriftführer im Deutschen Bogenjagd Verband e.V. fungiert und keinen Moment gezögert hat, diesen Beitrag für unsere Seite zu verfassen. Wir wünschen dem Verband weiterhin einen erfolgreichen Weg und Euch nun viel Spaß beim Lesen sowie viele neue Informationen zur Bogenjagd.

Text: Christian Heinz

Jagdpfeil und Bogen – eine weidmännische Art zu jagen

Eines haben wohl die meisten Jäger gemein: Jeder hat seine Meinung über die Jagd mit Jagdpfeil und Bogen, aber die wenigstens haben damit persönliche Erfahrung gesammelt oder verfügen über fundierte Informationen aus erster Hand. Deshalb möchte ich in diesem Artikel das Mysterium „Bogenjagd“ beleuchten und damit den Schleier der Halbwahrheiten ein wenig lüften.

Die Bogenjagd – Früher und heute?

Mit der ursprünglichen Jagd mit Jagdpfeil und Bogen, so wie viele es noch aus Indianerfilmen und Historienschinken in Erinnerung haben, hat die moderne Bogenjagd nur noch sehr wenig gemeinsam. Was sich verändert hat, sind vor allem die verwendeten Materialien. Wurden Bögen früher aus Eibenholz geschnitzt und mit Tiersehnen gespannt, so sind es heute hochwertige Karbon-, Kunststoff- und Aluminiumbauteile, die mit modernsten Fertigungsmethoden zu präzisen Wurfmaschinen gemacht werden.

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Für einen Jäger ist es heute kein Problem mehr, einen Jagdpfeil mit einem durchschnittlichen Projektil Gewicht (Pfeil) von 450 bis 800 Grain wiederholgenau auf dem vielzitierten, 25 Meter entfernten Bierdeckel zu platzieren. Olympisch wird mit dem Bogen bis auf 90 Meter geschossen. Um die Kraft zu erreichen, die hierfür nötig ist, wird bei Compoundbögen durch ein Rollensystem das Halten des durchschnittlichen Zuggewichts von 50 bis 70 Pfund im Vollauszug erleichtert und damit das punktgenaue Visieren durch die angebaute Zieleinrichtung ermöglicht. Regelmäßiges Training garantiert eine konstante Schussleistung, die unabdingbar für eine weidmännische Jagd ist.

Was aber gleichbleibt zur „traditionellen“ Jagdmethode ist eine notwendige Nähe zum Wild, um einen weidmännischen Schuss anzubringen. Um so nahe an Wild heranzukommen und in deren unmittelbaren Nähe beim Ausziehen des Bogens eine deutliche Bewegung zu bewerkstelligen, muss sich der Jäger genau vorbereiten, sich intensiv mit den Gewohnheiten seiner Beute auseinandersetzen und ein hohes Maß an Disziplin an den Tag legen.

Wo wird mit Jagdpfeil und Bogen gejagt?

Rund um den Globus auf allen Kontinenten! Einen besonderen Status hat die Bogenjagd in den USA, wo es sogar eigene Bogenjagdsaisons gibt und in vielen Revieren aus Sicherheitsgründen nur mit Jagdpfeil und Bogen gejagt werden darf. Dort ist die Bogenjagd ein massiver Wirtschaftsfaktor. Laut einer ATA Studie aus dem Jahr 2020 gehen beinahe 10 Millionen US-Amerikanische Jäger ausschließlich oder im Wechsel mit der Schusswaffe der Bogenjagd nach. In Australien, Neuseeland, Teilen Asiens und in vielen Ländern Afrikas kann ebenfalls mit dem Bogen geweidwerkt werden.

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In Europa sind es aktuell 19 Länder, in denen mit dem Bogen gejagt werden kann – Tendenz steigend. In den letzten Jahren wurde nach wissenschaftlichen Versuchen der Bogenjagd in Ländern wie Finnland und Dänemark ein breites Feld wiedereröffnet. In Spanien, Frankreich, Portugal, Italien, der Türkei und in Ungarn ist die Bogenjagd schon seit Jahrzehnten fixer Bestandteil der Jagd. Im deutschsprachigen Raum dagegen ist sie momentan noch nicht integriert, doch steigt das Interesse deutlich.

Die Jagd im urbanen Bereich

Sehr erfolgreich weidwerken Jäger mit Jagdpfeil und Bogen im urbanen Bereich, wo der Einsatz von Feuerwaffen aus Gründen der Sicherheit und Lärmbelästigung nicht möglich ist. In Madrid wird seit 2011 die Population von im Stadtbereich zu Schaden gehendem Schwarzwild von speziell ausgebildeten Jägern mit Jagdpfeil und Bogen sehr erfolgreich eingedämmt. Bis Ende 2022 wurden dort knapp 600 Wildschweine erlegt.

Ebenso erfolgreich war die punktuelle Bejagung von Nutrias im Zentrum der elsässischen Stadt Hagenau. Auch in von erholungssuchenden Touristen frequentierten Nationalparks in den USA oder in Spanien wird die Bejagung von Überpopulationen mit Jagdpfeil und Bogen erfolgreich betrieben. Beeindruckende Beispiele sind etwa das „Urban Bowhunting Programm“ der Audubon Naturschutzorganisation zur Kontrolle der Weißwedelbestände oder die Bejagung von spanischen Steinböcken im Gudarrama National Park.

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Die Jagdentfernung

Anders als häufig nachgesagt, wird die nötige Nähe nicht durch die geringere kinetische Energie im Vergleich zu Feuerwaffen hervorgerufen, sondern einzig durch den Umstand, dass der Jagdpfeil mit einer Geschwindigkeit von etwa 80 bis 100 Meter pro Sekunde auf sein Ziel zufliegt. Bei Entfernungen über 20 bis 25 Meter kann sich das Wild noch bewegen, bevor der Jagdpfeil nach Verlassen der Sehne sein Ziel erreicht, falls es den Sehnenschlag vernimmt.

Die mit mehreren extrem scharfen Schneiden versehene Jagdspitze schneidet sich bei dieser Jagdentfernung auch bei sehr starkem Wild in der Regel vollständig durch den Wildkörper, sodass der gesamte Jagdpfeil diesen passiert. Natürlich unter der Voraussetzung, dass der Jäger die passende Kombination aus Pfeilgewicht, Pfeilgeschwindigkeit und Jagdspitze gewählt hat.

Weidmännische Erlegung mit dem Jagdbogen

Die Tötungswirkung des Broadheads, so wird die Jagdklinge im Englischen genannt, ist leicht nachvollziehbar: Der Pfeil schiebt die extrem scharfen Schneiden der Jagdspitze mühelos durch beide Lungenflügel und zerschneidet hierbei große blutführende Gefäße. Der Tod tritt bei einem sauberen Kammertreffer innerhalb weniger Sekunde durch Unterbindung der Sauerstoffzufuhr zum Gehirn ein, verursacht entweder durch Verbluten, Kollaps der Lungenflügel oder der Kombination von beidem. Durch die sehr scharfen Schneiden entstehen glatte Schnitte, umliegendes Gewebe wird nicht zerstört, sodass die Wildbretentwertung sehr gering ist.

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Bei der Kombination extrem scharfer Klingen mit Cut-On-Contact-Design, also solchen, die direkt beim Auftreffen eine Schneidwirkung haben, werden nur wenige Schmerzrezeptoren aktiviert und es kommt zu keinen Quetschungen und Zerreißungen von Gewebe. Oft scheint das Wild den gut angebrachten Treffer mit der Jagdklinge nicht wirklich zu merken. Es gibt meist keine Beunruhigung der anderen Stücke, wodurch sich öfter als bei der Jagd mit der Schusswaffe die Möglichkeit ergibt, ein zweites Stück zu erlegen.

Sicherheit bei der Bogenjagd

Generell ist die Jagd mit Jagdpfeil und Bogen eine sehr sichere Jagdart! Die notwendige Energie wird erst unmittelbar vor dem Schuss durch das Aufziehen der Sehne in den Bogen „geladen“. Da meist unter 100 Joule wirken, ist der Gefährdungsbereich äußerst gering. Bei Schüssen von erhöhten Positionen ist der gewachsene Boden zudem in der Regel ein perfekter Pfeilfang. Es besteht ebenfalls keine Gefährdung durch Lärm oder toxische Rückstände. Nicht zuletzt ist durch die Nähe zum Wild das Ansprechen der Beute eindeutig möglich.

Reduzierung mit Jagdpfeil und Bogen?

Jagdpfeil und Bogen können erfolgreich zur Reduzierung der Bestände eingesetzt werden, wenn der Jäger hierzu gut ausgebildet ist. Als ergänzendes Jagdmittel sind sie sinnvoll einsetzbar. Als Wildererwaffe dagegen ist der Bogen denkbar ungeeignet, da er sperrig ist, nicht unbemerkt transportiert werden kann und durch die notwendige Nähe zum Wild ein schneller Abschuss nicht zu bewerkstelligen ist. Zudem gehört viel Training für die Jagd mit Jagdpfeil und Bogen dazu, die diese Waffe für Wilderer unpraktikabel machen.

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Wie kommt man in Deutschland zu einer fachlich fundierten Ausbildung mit Jagdpfeil und Bogen?

Der Deutsche Bogenjagd Verband (DBJV) führt pro Jahr mehrere Ausbildungs- und Prüfungskurse nach dem International Bowhunter Education Program (IBEP) in ganz Deutschland durch. Aufgebaut wird auf dem deutschen Jagdschein, ähnlich wie beim Falknerschein.

Interessenten können gerne mit mir unter c.heinz@dbjv.org oder mit der Geschäftsstelle unter info@dbjv.org Kontakt aufnehmen. Weiterführende Infos zum DBJV unter https://www.dbjv.org/.

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